"Ich lote gern narrative Grenzen aus – immer auf der Suche nach dem Unerwarteten im Material."
EVELYN RACK
Editorin
Evelyn Rack (1983 in Hildesheim) ist Editorin für Spiel- und Dokumentarfilm.
Neben ihrer Filmarbeit wurde Rack mit dem Amadeu-Antonio-Preis für die interaktive Ausstellung ADD YOUR HEROINE (2017) ausgezeichnet. Die gemeinsam mit der Regisseurin Kirstin Schmitt entstandene Installation QUÍTAME LA SAL DE ENCIMA (2020) war u. a. im Louvre und auf der documenta 15 (2022) zu sehen.
Sie ist Alumna von Berlinale Talents (2023), Mitglied der EFA und der BFE und wirkt regelmäßig auch als Jurorin, zuletzt bei Sehsüchte (2023) und British Shorts (2024). Nach ihrem Masterabschluss in Montage an der Filmuniversität Babelsberg (2019, mit Auszeichnung) arbeitete sie an diversen internationalen Festivalfilmen. Für ihre Montagearbeit an Ararat erhielt sie eine Nominierung für den Heiner-Carow-Preis (Berlinale 2023).
FILMOGRAFIE
IN DIE SONNE SCHAUEN
2025, Fiction, Regie: Mascha Schilinski, 147:30 min, Deutsch, Plattdeutsch
Cannes Wettbewerb – Jurypreis / offizieller deutscher Beitrag für eine Oscar®-Nominierung 2026
AB MORGEN BIN ICH MUTIG
2025, Fiction, Regie: Bernd Sahling, 81:00 min, Deutsch
WO/MEN
2024, Dokumentarfilm Kino, Regie: Kristine Nrecaj, Birthe Templin, 87 Min, Deutschland
DOK Leipzig, Thessaloniki, Astra Film Festival
DRIFTER
2023, Fiction, Regie: Hannes Hirsch, 79 Minuten, Deutschland
Berlinale, Gewinner First Steps Award
ARARAT
2023, Fiction, Regie: Engin Kundag, 94:50 min, Türkisch, Deutsch
WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN
2022, Fiction, Regie: Natalia Sinelnikova, 92:30 min, Deutsch, Jiddish, Polnisch
IM GESPRÄCH
Montage – Schnitt – Editing? Wo liegt der Unterschied?
„Schnitt“ beschreibt das Handwerk, das Zerschneiden und Aneinanderfügen – er stammt noch aus der analogen Zeit, als Filmstreifen tatsächlich geschnitten wurden. „Montage“ meint das Zusammenfügen, das Erschaffen von etwas Neuem – und es trägt eine theoretische Tradition in sich, die bis ins frühe Kino zurückgeht. „Editing“ ist der internationale Oberbegriff und bezeichnet treffend, was wir heute tun: Material ordnen, verdichten, rhythmisieren, bis ein Film in seiner endgültigen Form sichtbar wird. Im Kern geht es nicht ums Trennen, sondern ums Komponieren: Wir formen einen Film aus Fragmenten.
Sie beschreiben Montage als einen Prozess des wiederholten Neu-Zusammensetzens, fast wie das Lösen eines Puzzles. Woran erkennen Sie den Moment, an dem ein Film seine Form gefunden hat?
Es gibt in fast jedem Montageprozess diesen einen besonderen Moment. Vorher ist alles Material, Konstruktion, Idee – wie beim Puzzeln: Viele Teile liegen scheinbar lose, man ahnt das Bild, aber noch fügt sich nichts.
Doch irgendwann, nach Wochen im Schneideraum, kippt es: Die Figuren wirken plötzlich wie Menschen, ein Leben öffnet sich, der Film beginnt zu atmen. Szenen rücken an ihren Platz, die Architektur des Films wird spürbar, ein inneres Gefüge entsteht. Ab diesem Punkt wirkt es nicht mehr wie Stückwerk, sondern wie ein organisches Ganzes – aus dem Puzzle wird ein Fluss, ein Sog.
Viele Ihrer Projekte folgen keiner klassischen Dramaturgie. Was reizt Sie daran, Filme mitzugestalten, die Konventionen aufbrechen und ein anderes Erzählgefühl zu erzeugen?
Es sind Geschichten, die eine Dringlichkeit haben, erzählt zu werden. Um diese Dringlichkeit spürbar zu machen, muss man manchmal bekannte Wegeverlassen, formale und dramaturgische Konventionen hinterfragen und auf die eigene Wahrnehmung vertrauen. Magie entsteht nicht im Befolgen von Regeln, sondern wenn man ihnen misstraut und dem Film erlaubt, sich eigenständig zu entfalten. Wenn etwas stimmig wirkt, obwohl es der Konvention widerspricht, gewinnt die Geschichte an Kraft. So können Geschichten wirklich lebendig werden.
LINKS
Trailer: IN DIE SONNE SCHAUEN (2025)
Trailer: WO/MEN (2024)
Clip: WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN (2022)
PRESSEHEFT
Auf Anfrage
Trailer: WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN (2022)